Essen. Die Bundespolizei hat am Mittwoch eine Wohnung in Steele gestürmt. Ein Mann wurde abgeführt, der Nottebaumskamp über Stunden gesperrt.

Die Gesichter unter Sturmhauben versteckt, Maschinenpistolen im Anschlag: In Essen-Steele hat die Bundespolizei am Mittwochmorgen einen Großeinsatz gegen ein mutmaßliches Mitglied eines international agierenden Schleuserrings gestartet. Eine Einheit der Bundesbereitschaft stürmte ein Mehrfamilienhaus am Nottebaumskamp, durchsuchte eine Wohnung. Die Beamten führten schließlich einen Mann ab, gegen den ein Haftbefehl vorlag.

Nach „Spiegel“-Informationen, die die Behörden auf Nachfrage offiziell nicht bestätigten, handele es sich bei dem Beschuldigten um den 38-jährigen Syrer Abdulhanan A. Er hatte vor zwei Jahren in Deutschland Asyl beantragt, kam bei einem Verwandten unter, lebte in dem Steeler Haus unterm Dach. Der Nottebaumskamp blieb für den Zugriff und diverse Sicherstellungen über mehrere Stunden gesperrt.

Wie ein Behördensprecher auf Anfrage berichtete, sei ein Verfahren wegen bandenmäßigen Schleusertums der Hintergrund der Razzia. Das Verfahren wird vom Bundespolizeipräsidium in Potsdam geführt.

Bundespolizeipräsidium spricht von „menschenunwürdigen Schleusungen“

Gegen Mittag zog Potsdam Bilanz: Es habe sich um einen europaweiten Einsatz in Deutschland, Rumänien und Bulgarien gehandelt. Dabei seien insgesamt sechs Haftbefehle vollstreckt und 15 Objekte durchsucht worden, allein elf in Rumänien. Der Festnahme in Steele war die einzige in der Bundesrepublik.

„Damit konnte ein international agierendes Schleusernetzwerk, das unter anderem auch für menschenunwürdige Behältnisschleusungen verantwortlich war, zerschlagen werden“, heißt es in einer Presseerklärung des Bundespolizeipräsidiums.

Über Tage zwischen Ladung auf Lastwagen ausgeharrt

Der Hintergrund der Aktion: Türken und Syrer sind von der Türkei aus mit wechselnden Verkehrsmitteln über die berüchtigte Balkanroute nach Deutschland gebracht worden. Für die Schleusungsetappe vom westrumänischen Timisoara nach Deutschland hätten die Schleuser Lastkraftwagen eingesetzt. „Auf den Ladeflächen mussten die Migranten unter menschenunwürdigen Bedingungen über mehrere Tage versteckt zwischen der Ladung ausharren“, so das Bundespolizeipräsidium.

Der Groß-Razzia seien gemeinsame Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Landshut, der Staatsanwaltschaft des Obersten Kassations- und Strafgerichtshofs in Rumänien, der Staatsanwaltschaft für Organisierte Kriminalität in Serbien, der rumänischen und serbischen Polizei und des Bundespolizeipräsidiums vorausgegangen. Unterstützt wurden die Verfahren zudem durch die österreichischen Polizeibehörden sowie Europol.

Die Beschuldigten stehen im Verdacht, durch 68 Schleusungen mehr als 560 Migranten ins Bundesgebiet und in 25 Fällen mehr als 300 Menschen illegal nach Rumänien gebracht zu haben.

Schleusernetzwerk brachte 560 Migranten via Balkanroute nach Deutschland

Bei den Zugriffen im Raum Timisoara, Arges und Arad wurden durch die rumänischen Behörden während der Durchsuchung vier Verdächtige festgenommen. Ziel der Razzia waren dort Wohnungen, die zur Unterbringung von Migranten genutzt wurden. Weiterhin seien drei teure Autos, diverse Mobiltelefone, Bargeld und sonstige Beweismittel sichergestellt worden. Die Festgenommenen werden nun den jeweils zuständigen Gerichten vorgeführt.

Insgesamt waren 197 Einsatzkräfte an der Großrazzia beteiligt, davon allein 130 in Deutschland.

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