Essen. Der Tarifstreit im Handel eskaliert weiter: Verdi hat an Gründonnerstag zum Streik bei Lidl und Kaufland aufgerufen.

  • Verdi-Streik: Die Gewerkschaft hat zum Streik bei Lidl und Kaufland aufgerufen.
  • Gründonnerstag, dem Tag des Verdi-Streiks, gilt als der umsatzstärkste Tag des Jahres.
  • Die Gewerkschaft Verdi fordert unter anderem eine Lohnsteigerung von mindestens 2,50 Euro.

Kurz vor den Feiertagen ruft die Gewerkschaft Verdi erneut zum Streik in Einzel- und Großhandel auf. Nach Rewe und Edeka vor einigen Wochen liegt der Fokus nun auf der Schwarz-Gruppe, zu der die Ketten Lidl und Kaufland gehören.

Das Plakat kursierte schon seit einigen Tagen im Internet: „Ostern steht vor der Tür, wir auch!“ ist es überschrieben und zeigt einen wütenden Osterhasen, der eine Möhre zerbricht. Verdi ist wütend auf die Handelsunternehmen, mit denen die Gewerkschaft seit nunmehr fast einem Jahr um einen Tarifabschluss ringt. Bislang ohne Ergebnis. Stattdessen hatten Rewe, Aldi, die Schwarz-Gruppe vor rund drei Wochen angekündigt, die Löhne und Gehälter ihrer Beschäftigten vorerst freiwillig um rund zehn Prozent aufzustocken.

Verdi: Schwarz-Gruppe soll als drittgrößter Lebensmittelhändler Einfluss geltend machen

In dieser Woche will sich Verdi Lidl und Kaufland vorknöpfen. „Die Schwarz-Gruppe ist mit Kaufland und Lidl der drittgrößte Lebensmittelhändler in Deutschland. Sie hat damit erheblichen Einfluss in den Tarifkommissionen und im tarifpolitischen Ausschuss des Arbeitgeberverbandes HDE, den sie aber nicht nutzt. Stattdessen unterstützen sie wie alle anderen großen Handelskonzerne die Verweigerungshaltung der Arbeitgeberverbände, die seit Wochen jegliche Gespräche und Lösungsansätze mit der Arbeitnehmerseite verweigern“, sagt Silke Zimmer, für den Handel zuständiges Bundesvorstandsmitglied.

Verdi-Vorstandsmitglied Silke Zimmer, hier bei einer Kundgebung in Bochum 2023, wirft der Schwarz-Gruppe vor, die „Verweigerungshaltung der Arbeitgeberverbände“ zu unterstützen.
Verdi-Vorstandsmitglied Silke Zimmer, hier bei einer Kundgebung in Bochum 2023, wirft der Schwarz-Gruppe vor, die „Verweigerungshaltung der Arbeitgeberverbände“ zu unterstützen. © Unbekannt | Unbekannt

Die Beschäftigten seien zutiefst enttäuscht vom Verhalten der Unternehmensleitungen von Kaufland, Rewe und Edeka während dieser Lohn- und Gehaltsrunde. „Der Eigentümer der Schwarz-Gruppe, Dieter Schwarz, gehört zu den reichsten Deutschen. Seinen Erfolg verdankt er dem unermüdlichen Einsatz seiner Beschäftigten. Es ist eine Schande, dass ein Unternehmer wie er es zulässt, dass die Beschäftigten seit mehr als zehn Monaten auf eine faire, rechtssichere und tarifvertragliche Erhöhung ihrer Entgelte warten“, so Zimmer.

Der Handelsverband erwartet gute Umsätze im Ostergeschäft. Der Gründonnerstag gilt als stärkster Tag des Jahres, an dem mehr eingekauft wird als zu Weihnachten. Davon sollen laut Verdi auch die rund fünf Millionen Beschäftigten im Handel profitieren. „Wer gute Umsätze hat, darf deswegen bei den eigenen Beschäftigten nicht sparen“, so Zimmer.

Beschäftigte hoffen auf bis zu 2,5 Euro mehr Lohn in der Stunde

Die Gewerkschaft fordert in der laufenden Tarifrunde eine Lohnsteigerung von mindestens 2,50 Euro die Stunde für die Beschäftigten im Einzelhandel und eine prozentuale Erhöhung der Gehälter im Groß- und Außenhandel von 13 Prozent, mindestens aber 450 Euro.

Am Gründonnerstag soll nicht nur bei Lidl und Kaufland gestreikt werden. Verdi ruft auch zu Kundgebungen auf. Die zentrale Protestaktion für NRW soll um 10 Uhr auf dem Berliner Platz in Bottrop stattfinden.

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