Gelsenkirchen. In Gelsenkirchen soll das größte Bild der Welt entstehen. Spektakuläre Sport- und Kunstaktion startet im Mai in der Schalker Arena.

Rekordversuch in der Schalker Arena: Am 5. Mai soll dort, wo sonst die königsblauen Profi-Kicker auf Torejagd gehen, das größte Bild der Welt entstehen. Über 12.500 Quadratmeter wird die Riesenleinwand messen, die aus weißem, glatt gestrichenem Karton besteht. Für die Farbtupfer darauf sollen Jugendfußball-Teams sorgen, die allesamt mit Rucksäcken ausgestattet sind, in denen jeweils 25 Liter Acrylfarbe lagern. Diese wird von den Aktiven beim Laufen über das gesamte Spielfeld verteilt. Dabei herauskommen soll ein ebenso farbenfrohes wie einmaliges Gemeinschaftskunstwerk.

Der Gelsenkirchener Künstler Christian Nienhaus hatte die Idee zu diesem Projekt

„Colourful Art of Football“ hat Christian Nienhaus sein Projekt genannt. Der international bekannte Künstler, der in Buer und auf Mallorca lebt und arbeitet, hatte die Idee zu dem Riesenbild bereits im Jahr 2018. Nun kann er sie im Vorfeld der anstehenden Fußball-Europameisterschaft in Deutschland, bei der Gelsenkirchen bekanntlich Gastgeber für vier Spiele sein wird, endlich umsetzen.

Der Name des Projektes wurde bei dessen Vorstellung auch auf dem Videowürfel der Schalker Arena präsentiert.  
Der Name des Projektes wurde bei dessen Vorstellung auch auf dem Videowürfel der Schalker Arena präsentiert.   © gkfoto.de | Gerd Kaemper

„Ich will Bewegung mit Farbe darstellen und Fußabdrücke sichtbar machen“, sagte der 47-jährige Künstler am Mittwochvormittag bei der Vorstellung des Projekts im Kasino der Veltins-Arena. Allein drei Tage würde das rund 70-köpfige Aufbau-Team benötigen, um im Innenraum die Großleinwand fertigzustellen. Diese besteht aus rund 95 Bahnen Karton à jeweils 140 Meter, die mithilfe eines Doppelklebebandes miteinander zu einer einzigen großen Fläche verbunden werden.

Legendäre Spielszenen vergangener Fußballduelle werden nachgestellt

Am Sonntag, 5. Mai, werden dann Juniorenteams aus Gelsenkirchen und der umliegenden Region auf das Spielfeld geschickt. Bestückt mit Helm, Rucksack und diversen Plastikprotektoren zum Schutz bei einem möglichen Zusammenprall. Sie sollen dann auf dem Feld Spielzüge nachahmen, die einst Fußball-Geschichte geschrieben haben. Etwa der legendäre Kopfball-Treffer des einstigen Schalke-Torwarts Jens Lehmann, den er zum 2:2-Ausgleich im Revierderby beim BVB versenkte. Während die jungen Spielerinnen und Spieler diese Szenen nachstellen, läuft permanent Farbe über einen Schlauch aus ihren 33 Kilo schweren Rucksäcken heraus. Jede und jeder hinterlässt also bei seinen taktischen Laufwegen kunterbunte Farb- und Fußspuren.

Das fertige Werk dürfte also an Buntheit kaum zu übertreffen zu sein. Viel wichtiger ist Künstler Nienhaus aber die Symbolik. Denn die sich kreuzenden Farbspuren der Nachwuchskicker stehen sinnbildlich für die unzähligen Begegnungen, die auch die Fußballfans bei der „Euro 2024“ in Gelsenkirchen haben werden. Das Überwinden von Grenzen, die Begegnung unterschiedlicher Kulturen, das Völkerverbindende ist es, das ihn reizt. Und das er mit seiner gigantischen Arbeit in den Vordergrund rücken will.

Auch OB Karin Welge und Schalkes Vorstandsvorsitzender Matthias Tillmann begeistert

Auch OB Karin Welge zeigt sich von diesem Projekt begeistert: „Unsere Stadt steht 2024 im Rampenlicht. Europa und die Welt schauen aufgrund zahlreicher Großereignisse auf uns.“ Da würde das größte Bild der Welt vor dem ersten EM-Anpfiff eine ideale Ergänzung sein. Sport und Kultur miteinander zu verbinden, das sei schon eine tolle Kombination. Kein Wunder, dass die OB ihren traditionellen Frühlingsempfang aus diesem Anlass in diesem Jahr in der Arena ausrichten will. Und zwar am 5. Mai, wenn dort das Kunstwerk entsteht.

Mit diesen Rucksäcken laufen die Jugendfußballer am 5. Mai in der Veltins-Arena auf. Darin enthalten sind 25 Liter Acrylfarbe, die auf der Riesenleinwand verteilt wird.
Mit diesen Rucksäcken laufen die Jugendfußballer am 5. Mai in der Veltins-Arena auf. Darin enthalten sind 25 Liter Acrylfarbe, die auf der Riesenleinwand verteilt wird. © gkfoto.de | Gerd Kaemper

Matthias Tillmann, der Vorstandsvorsitzende des FC Schalke 04, war ebenfalls hocherfreut. Denn von diesem Projekt soll auch die vereinseigene Stiftung „Schalke hilft!“ profitieren. Das größte Bild der Welt wird ganz am Ende nämlich zerschnitten. Und die jeweils zehn mal zehn Zentimeter großen Originalstücke werden Teil von Kunstdrucken, die im DIN-A0-Format erstellt und zum Preis von 49 Euro verkauft werden. Etwa 20 Prozent der Verkaufssumme sollen an die Stiftung fließen, die damit hilfsbedürftige Familien und Kinder unterstützen und fördern will. „Damit schaffen wir etwas, das über die EM hinaus Bestand hat“, lobte Tillmann.

Und warum fiel seine Wahl für dieses Projekt nun auf Gelsenkirchen? Die Bedingungen seien hier optimal, antwortet Künstler Nienhaus. Hier lasse sich die Rasenfläche herausfahren. Und man könne das Dach schließen und die Riesenleinwand so besser vor Wettereinflüssen schützen. Das wichtigste Argument sei aber ein anderes, verrät er mit einem süffisanten Lächeln: „Ich bin überzeugter Schalke-Fan und Stadiongänger. In Buer wurde ich mit blau-weißer Muttermilch aufgezogen. Deswegen kam für mich für dieses Projekt nur unsere Arena infrage.“ Und wenn alles wie geplant klappen sollte, wird dem Verein und dem Stadion künftig sogar ein Platz im „Guinness-Buch der Rekorde“ sicher sein...