Bochum/Köln/Antalya. Ewiges Warten, Hitze und Kreislaufzusammenbrüche, dann ein Feuerwehreinsatz im Flieger: Laura Salter (32) über einen Alptraumstart in den Urlaub.

Sie wollte doch „nur mal wieder in die Sonne“, sagt Laura Salter. Zehn Tage Strandurlaub in der Türkei hat die Bochumerin mit ihrem Mann Robin und den zwei Söhnen gebucht, am Dienstag in aller Frühe sollte es vom Flughafen Köln/Bonn aus losgehen. Doch statt um 3.25 Uhr wie geplant, hob die Familie erst am Abend um kurz nach 20 Uhr ab. Die rund 17 Stunden dazwischen: „ein Horrortrip!“

Sonst habe die Familie immer an der Nordsee Urlaub gemacht, erzählt die 32-Jährige. Ihre letzte Flugreise liege 20 Jahre zurück, die beiden Söhne – fünf und neun Jahre alt – seien noch nie geflogen – entsprechend aufgeregt seien sie gewesen.

+++ Lesen Sie mehr Nachrichten aus Bochum! +++

Neun Übernachtungen, All-Inclusive: Bochumer buchten spontan

Gebucht hätten sie recht spontan erst vor wenigen Wochen, berichtet die Bochumerin im Telefonat mit der WAZ. Das Angebot auf einem Online-Reiseportal habe gepasst, neun Übernachtungen in Alanya, All-Inclusive, mit Flug und Transfer. Die Abflugzeit um 3.25 Uhr in der Nacht, die hätten sie „in Kauf genommen“, so die Zweifachmutter.

Gegen 1 Uhr in der Nacht zum Dienstag seien sie am Flughafen gewesen, erzählt Laura Salter. Das Boarding, erinnert sie sich, hätte um kurz vor 3 losgehen sollen, „aber da war das Flugzeug noch nicht mal da“. Ab 4.20 Uhr seien die Passagiere dann in die Maschine gelassen worden. Und schon beim Einsteigen schwante der Krankenpflegerin Übles. Man habe direkt gemerkt, dass die Klimaanlage nicht lief. „Kochend heiß“ sei es gewesen, sagt Laura Salter.

+++Was macht die WAZ Bochum eigentlich bei Instagram? Die Redakteurinnen Inga Bartsch und Carolin Muhlberg geben im Video einen Einblick.+++

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Instagram, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Panik im Flieger: Kinder mussten brechen, eine Frau klappte zusammen

Die Familie nahm Platz, rund 350 andere Menschen ebenfalls, die Türen des Fliegers seien geschlossen worden, und dann: passierte nichts. „Nach etwa einer halben Stunde fingen die ersten Kinder an, Panik zu haben“, erzählt Laura Salter. Alle hätten versucht, sich mit den Sicherheitshinweisen Luft zuzufächeln, erste Kinder hätten sich wegen der Hitze übergeben.

„Nach etwa einer halben Stunde fingen die ersten Kinder an, Panik zu haben“

Laura Salter über die Situation im aufgeheizten Flieger

Einmal, sagt Salter, habe es eine Durchsage in gebrochenem Englisch gegeben, dass es Verzögerungen wegen falsch verstauten Gepäcks gegeben habe, es aber „gleich“ losgehe. Danach: keinerlei Information. Eine weitere halbe Stunde verging, noch eine. „Dann wurde die Stimmung immer schlechter“. Gegen 6.20 Uhr – zwei Stunden nach dem Einsteigen – sei schließlich die erste Passagierin „zusammengeklappt“. Mitreisende hätten da aus dem Flugzeug heraus Polizei und Feuerwehr angerufen.

Familie aus Bochum erlebt Alptraumstart in den Urlaub
Feuerwehrleute evakuierten die Maschine der Fluggesellschaft Air Anka. © privat | Laura Salter

Flughafen Köln/Bonn bestätigt Feuerwehr-Einsatz

Es habe am Morgen des 16. Juli einen Einsatz der Flughafenfeuerwehr gegeben, bestätigt der Flughafen. „Mehrere Passagiere hatten vor Abflug an Bord eines auf dem Vorfeld wartenden Flugzeugs der Fluggesellschaft Air Anka über Kreislaufbeschwerden geklagt“, teilt ein Flughafensprecher mit. Alle Passagiere seien „von den Einsatzkräften vorsorglich aus der Maschine zurück ins Terminal gebracht und dort von Teams des Flughafens mit Wasser versorgt“ worden.

„Mehrere Passagiere hatten vor Abflug an Bord eines auf dem Vorfeld wartenden Flugzeugs der Fluggesellschaft Air Anka über Kreislaufbeschwerden geklagt.“

Ein Flughafensprecher

Zu den Vorgängen im Flieger selbst macht der Flughafen keine Angaben, verweist auf die Airline. Wenn Laura Salter die Geschehnisse in der Maschine schildert, ist das – verständlicherweise – etwas emotionaler: Sie erinnert sich an Geschrei, aufgelöste Familien, „die Luft weggeatmet von 350 Menschen“, kurz gesagt: eine ziemliche „Katastrophe“.

Familie aus Bochum erlebt Alptraumstart in den Urlaub
Der Flughafen Köln/Bonn bestätigt den Einsatz der Flughafenfeuerwehr. © privat | Laura Salter

Acht Reisende seien von den Rettungskräften untersucht worden, so der Airport-Sprecher. „Eine weitere medizinische Versorgung in einem Krankenhaus war nicht erforderlich“, erklärt er.

Bis 20 Uhr wartete die Bochumer Familie im Terminal

Familie aus Bochum erlebt Alptraumstart in den Urlaub
Alptraumstart in den Urlaub: Laura Salter aus Bochum musste mit ihrer Familie 20 Stunden am Flughafen warten, bis es endlich losging. Erschöpft schliefen beide Söhne zwischenzeitlich auf dem Terminal-Boden. © privat | Laura Salter

Die Fluggesellschaft habe ein Ersatzflugzeug nach Köln/Bonn geschickt, die Passagiere seien in der Zwischenzeit im Terminal mit Speisen und Getränken versorgt worden und hätten sich ausruhen können. Einige Feldbetten wurden verteilt; Laura Salters Söhne schliefen irgendwann auf dem Boden. Auch sie habe sich dazugelegt, eine halbe Stunde gedöst. „Mitten im Gate-Bereich, da ist nie Ruhe – schön ist anders.“

Denn es brauchte weiter Geduld: Gegen 20 Uhr sei die Maschine abgehoben, bestätigt auch der Flughafensprecher. Sie seien morgens um halb fünf im Hotelzimmer gewesen, erzählt Laura Salter. „Völlig k.o.“, seit 36 Stunden auf den Beinen.

Familie aus Bochum erlebt Alptraumstart in den Urlaub
Einige Feldbetten wurden im Terminal für die Wartenden verteilt. © privat | Laura Salter

+++ Wollen Sie keine Nachrichten mehr aus Bochum verpassen? Dann abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Newsletter! +++

Airline Air Anka lässt Anfrage unbeantwortet

Von der Fluggesellschaft habe sie bislang nichts über die Gründe für die Verzögerung am Morgen gehört, auch keine Entschuldigung. Auch auf eine WAZ-Anfrage hat die Airline bislang nicht reagiert. Laura Salter sagt: Das Bordpersonal am Abend sei sehr bemüht gewesen, „es allen recht zu machen“, ebenso lobt sie das Bodenpersonal in Köln/Bonn, das im Terminal zu vermitteln und beruhigen versuchte. Nach der Rückkehr würden sie schauen, ob sie Entschädigung für die Strapazen bekommen.

Bochum-Newsletter: Jetzt kostenlos anmelden!

Nachrichten, Service, Reportagen: Jeden Tag wissen, was in unserer Stadt los ist.

Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Jetzt steht aber erst mal der Urlaub an. Schön sei es, sagt die Bochumerin am Telefon. Hat sie Sorge vor der Rückreise? „Nein, eigentlich nicht“, sagt die 32-Jährige. „Da fliegen wir mit einer anderen Airline.“

Ganz frisch am Flughafen Köln/Bonn

Die Fluggesellschaft Air Anka mit Sitz in Izmir ist jung und klein: Ihr „Air Operator Certificate“, das Luftverkehrsbetreiberzeugnis, hat die Airline 2022 bekommen. Zunächst ging sie als Frachtfluglinie an den Start, hat aber seit Januar 2023 auch die Lizenz zur Personenbeförderung. Hauptziel sei es, „sichere, verlässliche, pünktliche sowie wirtschaftliche Flüge anzubieten“, heißt es auf der Homepage des Unternehmens.

Nach eigenen Angaben betreibt Air Anka aktuell drei Airbus-A330-Maschinen. Von Köln/Bonn aus fliegt die Airline erst seit wenigen Tagen: Wie ein Flughafensprecher bestätigte, startete dort am 13. Juli der erste Air-Anka-Flug.