Newsletter vom 07.12.2025
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Maxine Musterfrau
Katrin Figge
Redakteurin

Hey!

Als Mutter weiß ich, wie sich das anfühlt: Das Kind ist erkältet, fiebrig, verrotzt – und ich leide schlimm mit. Irgendwie leide ich sogar mehr als meine Tochter. Die liegt ja nur schlapp auf dem Sofa...

Wie schön es wäre, zur Kinderärztin zu gehen und alle Sorgen los zu sein! Aber schon daran scheitert’s oft: Es ist nicht leicht, eine Praxis zu finden. Aber ich kann die Verantwortung fürs Gesundwerden ohnehin nicht abgeben. Es gibt Krankheiten, da müssen wir durch.

Diese Erfahrung fehlt einigen Eltern. „Sie müssen lernen, Krankheiten auszuhalten“, sagt mir eine Kinderärztin. Und als ich mir den Trubel im Notdienst anschaue, meint der Kinderklinik-Chef: „Wir sind der Oma-Ersatz.“

Darum geht es heute in deiner aktuellen WochenDOsis.
Was tun, wenn das Kind krank ist und das Wartezimmer überfüllt?
Und warum ist das eigentlich so?

Ich hoffe, unsere Texte nehmen dir ein paar Unsicherheiten. Oder frag dich einfach: „Was hätte Oma gemacht?“

Viel Spaß beim Lesen der Ausgabe!

Liebe Grüße 
Katrin 👋

Heimatliebe
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Ein Bild wie aus alten Zeiten
Dabei wurde es erst vor wenigen Wochen aufgenommen. Für Max J. Paul ist dieser Anblick von der Massenezstraße in Hacheney aus die pure Dortmund-Nostalgie. Vielen Dank für die Einsendung!

Hast du auch ein schönes Foto für die WochenDOsis? Dann sende es gerne an wochendosis@funkemedien.de.

Notdienst der Kinderklinik Dortmund: „Wir sind Oma-Ersatz“
„Manche werden schon nach einer halben Stunde aggressiv“
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Der kinderärztliche Notdienst (abends und am Wochenende) in Dortmund ist solo besetzt.  (Symbolbild)
© Getty Images

„Zwei Stunden warten? Sehe ich nicht ein. Geht gar nicht. Haben Sie keinen Arzt hier?“ Der Vater eines kranken Säuglings ist sauer: Es dauert ihm zu lange. Es ist Dienstagabend, 19 Uhr. Der Kleine hat Durchfall, aber schlimm genug fürs Warten sind die Beschwerden offenbar nicht. Mit Sohn verlässt der junge Vater das Wartezimmer der Dortmunder Kinderklinik wieder.

Die Mitarbeiterinnen hinter der Glasscheibe am Empfang gucken sich wortlos an und schütteln den Kopf. Dann eben nicht. Sie kennen das. „Das passiert öfter“, sagt Krankenschwester Leyla Alic. Verbale Entgleisungen gebe es im Notdienst mehrmals in der Woche. „Manche werden schon nach einer halben Stunde aggressiv.“

Notdienst als Kinderarzt-Ersatz 

Aber schneller geht‘s halt nicht. Der kinderärztliche Notdienst (abends und am Wochenende) ist solo besetzt – an diesem Dienstag hat Kinderärztin Carina Müer den Hut auf. „Heute ist viel los, fast schon wie im Winter“, sagt sie. Tatsächlich ist der Warteraum brechend voll. Jede Bank ist besetzt, Lücken zwischen den Wartenden gibt es kaum. Und es ist laut. Schreiende Babys, spielende Kleinkinder, telefonierende Erwachsene.

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Kinderärztin Carina Müer arbeitet regelmäßig im Notdienst an der Beurhausstraße.
© Katrin Figge

„Da sind einige dabei, die keinen Kinderarzt finden“, sagt die Ärztin. Sie weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es in Dortmund ist, einen Arzt zu finden. Vor ein paar Monaten half sie vertretungsweise in einer Kinderarztpraxis aus. Ständig riefen Eltern an und fragten, ob ihr Kind neu aufgenommen werden könne, erzählt sie. „Aber fast alle Praxen haben Aufnahmestopp. Dann nutzen die Eltern eben den Notdienst als Kinderarzt-Ersatz.“

Offene Sprechstunde reicht nicht

Derdya Demirci ist eine dieser Eltern. Ihre kleine Tochter habe Mundgeruch, trinke viel und lasse viel Wasser, schildert die junge Mutter – alles typische Symptome für Diabetes. „Ich habe Angst, ihr das vererbt zu haben“, sagt sie. „Ich will das unbedingt abklären.“ Aber mit ihrem Kinderarzt sei sie unzufrieden, fühle sich schlecht beraten.

Akut ist es bei einem kleinen Jungen im Wartezimmer nebenan. Er hat eine bakterielle Infektion, der Kopf ist dicht, die Nase läuft, die Augen sind geschwollen und rot. Einen Kinderarzt habe sie zwar, schildert die Mutter. „Aber offene Sprechstunde ist nur von 10 bis 11 Uhr.“ Was solle sie machen, wenn es danach drastisch bergab gehe?

Ein ähnliches Problem haben Aferdita Ajdini und ihre Tochter Dalina. Die Neunjährige klage immer wieder über Druck und Schmerzen in der Brust. Einen guten Arzt haben sie zwar – aber der Termin beim Kinderkardiologen zieht sich hin. „Wir haben im Juni einen Termin für Oktober bekommen. Vier Monate!“, ärgert sich die Mutter.

Ärztin Müer checkt Dalina, die Werte sind gut. Sie rät der Schülerin zu Sport und weniger Sitzen. Ihre Mutter ist beruhigt, aber in ihren Augen arbeitet der Ärger: „Wir haben sieben Stunden gewartet“, sagt sie. Trotzdem bleibt sie verständnisvoll und freundlich.

Was die Kinderärztin sonst noch erlebt, siehst du hier im Video.

Und die meisten bleiben nett. Aber die wenigen, die über die Stränge schlagen, sind die, die im Gedächtnis bleiben. „Vor allem die Väter werden schnell ungeduldig und aggressiv“, weiß Prof. Dominik Schneider. Der Ton werde rauer, sagt der Klinikchef. Um die Mitarbeitenden zu schützen, sei fast immer Security in der Kinderklinik unterwegs. Manchmal stehe der Sicherheitsmann nur im Wartezimmer – das reiche schon, um Ruhe reinzubringen und die Gemüter zu kühlen. 

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Kinderklinik-Chef Prof. Dominik Schneider: „Einige Eltern kommen mit einer Erwartungshaltung her, als hätten wir im Notdienst zehn Ärzte.“ 
© Lars Heidrich / FFS

Zur Ungeduld der Eltern komme ihre Unsicherheit dazu. „Der Erfahrungsschatz der Familie fehlt“, sagt Schneider. Früher haben sich mehrere Generationen ums Kind gekümmert, die Älteren gaben ihr Wissen weiter. „Heute leben die Großeltern nicht mehr im Haus und wir sind der Oma-Ersatz, der Eltern erklären muss, wie sie ihr Kind gesund bekommen.“

Da kann Carina Müer ein Lied von singen. Sie hat jeden Tag Kinder im Behandlungsraum sitzen, die getrost anderntags zum Kinderarzt hätten gehen können. Oder überhaupt nicht. „Viele wissen nicht mehr, wie man eine Zecke zieht oder mit Fieber umgeht“, klagt die Ärztin. „Die kommen nach einer Stunde Fieber her und haben weder Paracetamol noch Ibuprofen gegeben. Sie wissen nichts von dem, was Oma gesagt hätte. Zwiebelsäckchen, schlafen, viel trinken… Und Oma hätte bestimmt auch gesagt: Wir warten erstmal ab.“

Rund die Hälfte der Kinder, die täglich zum Notdienst kommen, könnten problemlos zu Hause gesund gepflegt werden, schätzt Müer. Die anderen gehen mit Rezepten nach Hause oder bekommen eine Überweisung zur Fachärztin – aber nur die wenigsten seien so schwer erkrankt, dass sie stationär in der Klinik bleiben müssen. „Bei meinem letzten Notdienst waren nachts 35 Kinder da, und drei davon haben wir aufgenommen“, sagt sie.

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Das wird an diesem Dienstagabend nicht anders sein. Ein Junge mit stark schmerzendem Ausschlag unbekannter Herkunft wird stationär aufgenommen. Aber im Wartezimmer sitzen auch ein Junge mit Bindehautentzündung, ein Junge mit entzündetem Anus, ein Mädchen mit Bauchweh und Verstopfung. Sie alle müssen noch warten, bis sie drankommen. Weggeschickt wird hier niemand.

„Die Eltern haben ja alle einen Grund, hier zu sein“, sagt Müer. Manchmal denke sie zwar: „Warum ist das Kind hier?“ Aber das zeige sie nie. „Die Eltern machen sich Sorgen und suchen Hilfe. Und die geben wir ihnen.“

Trotz aller Probleme bleibt Carina Müer dabei: Sie macht ihren Job gern. „Die meisten Eltern sind und bleiben nett. Und die Kinder geben uns so viel zurück – das gleicht den Ärger über die wenigen anderen wieder aus.“

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Zu wenig Kinderärzte? Das sind die Gründe
Tipps und Tricks: Wie finde ich einen Kinderarzt in Dortmund?

Das raten die Expertinnen
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„Manche Sachen müssen eben ihren Lauf nehmen. Wir können nicht immer was tun.“
Mit welchen Symptomen müssen Kinder in die Praxis? Wann reichen Ruhe, Hausmittel und Geduld? Die Tipps von Nina Stellmacher und Dr. Ilka Streckert gibt es hier.

Deine WochenDOsis an News
Das Wichtigste in 1000 Zeichen

🎤 Das „Juicy Beats“-Festival war ein voller Erfolg. 34.000 Besucher waren da. Wir auch und haben witzige Szenen für euch eingefangen. Doch leider noch ist es unklar, wie es mit dem Festival weitergeht. 

💶 Das hätte teuer werden können: Einem Hinweis einer 85-Jährigen ist es zu verdanken, dass ein Pflegebetrug aufgedeckt und ein Schaden in Höhe von über 500.000 Euro verhindert werden konnte. Die Geschichte der Polizei.

⛵️ Die Sanierung des Gehwegs am Phoenix-See verzögert sich. Statt Ende Juli wird der Weg erst rund vier Wochen später freigegeben. Grund sind nicht Fehlplanungen, sondern Besucher, die die Bauarbeiten behindern. 

👶 Aber hier geht’s voran: Dortmund bekommt bald wieder ein großes Geschäft für Baby-Ausstattung. Nach dem Aus der Babymarkt-Filiale öffnet bald ein Nachfolger in den Räumen an der B1. Schon am 1. August soll es so weit sein.

⚫🟡 Und auch hier geht es wieder los: Chef-Trainer Kovac hat seine Mannschaft zurück auf dem Platz begrüßt. Diese Dinge fielen beim ersten BVB-Training der Saison sofort auf. 

DOppelt schmeckt besser!
Gastro-Check im „60 Seconds to Napoli"
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Für die neue Ausgabe unseres Gastro-Checks haben Stephie und Britta „60 Seconds to Napoli" getestet.
© Stephanie Heske/ Funke Medien NRW

🔎 Für unsere Gastro-Serie „DOppelt schmeckt besser“ haben wir diesmal eine Pizzeria unter die Lupe genommen. Gibt's da was Veganes – oder führt am Käse kein Weg vorbei?

🍕 Nein, im „60 Seconds to Napoli“ ist es kein Problem, etwas Veganes zu finden. Sogar ausgefallene Kreationen stehen auf der Karte. Und es gab noch mehr Überraschungen für unsere Testerinnen. Welche? Hier lesen.

"DOppelt schmeckt besser" erscheint auch als Video: Schau es dir hier an.

Stadtgeschichte(n)
Erst illegal, dann geliebt: die Regenbogenbrücke
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Immer wieder ein schöner Anblick: die Regenbogenbrücke an der B1 in Dorstfeld.
© Robbin / dpa

🌈 Für viele ist sie das Symbol fürs Ankommen in Dortmund: die Regenbogenbrücke über der B1 bei Dorstfeld. Ihre Lichter tauchen die Silhouette der Stadt im Vorüberfahren in buntes Licht. Wer hat sie entworfen?

💡Gestaltet hat die Lichtinstallation Thomas Haagen. Zusammen mit Künstlerkollegen hatte er die Lampen im August '87 bemalt. Doch weil es keine Genehmigung gab, wurde die Farbe wieder entfernt. Die Dortmunder waren empört. Haagen schuf daher eine neue Version, die durfte bleiben.

🌉 Am 23. August 2008 wurde die Brücke dann durch einen Neubau ersetzt. Diesmal wurde der Regenbogeneffekt mit LEDs realisiert. Dadurch ist das Licht nun von beiden Fahrtrichtungen sowie auf der Brücke gut zu sehen.

Tipp fürs Wochenende
Kinospaß und Sonnenfänger

🎬 Im Hafen laufen wieder die Filmnächte. Am Freitag wird die deutsche Produktion „Wunderschöner“ gezeigt, während es am Sonntag bei „E.T.“ nostalgisch wird. Und am Samstag? Da steigt in der Quartiershalle ab 14 Uhr das Palmlands Open Air Festival. Das ganze Programm.

☀️ Am Sonntag kommen kleine und große Bastler auf ihre Kosten. Beim „Familiensonntag am Dortmunder U“ können zwischen 12 und 17 Uhr leuchtend-glitzernde Sonnenfänger gebastelt werden. Der Eintritt in das Museum Ostwall ist kostenlos. Weitere Infos gibt es hier. 

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