Newsletter vom 07.12.2025
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Maxine Musterfrau
Katrin Figge
Redakteurin

Hey

😨 Habt ihr Angst, wenn ihr im Dunklen allein in Dortmund unterwegs seid? Oder fühlt ihr euch zumindest unsicher? Dann geht es euch wie vielen Frauen. Aber es gibt auch die, die keine Angst haben und die Unsicherheit der anderen nicht verstehen.

✔️❌ Meine Kollegin Anna und ich haben tief in uns hineingehorcht und aufgeschrieben, wie wir uns nachts auf der Straße fühlen. Herausgekommen sind zwei Texte, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

🕺 Damit sich die Dortmunder beim Feiern in der Stadt sicherer fühlen, hat Nachtbeauftragter Christoph Stemann die „Dortmund Guides“ gegründet. Die liebe Stephie hat sie für eine Reportage begleitet. Und ein Porträt über Christoph Stemann, auch bekannt als „DJ Firestarter“, gibt's natürlich auch.

Viel Spaß beim Lesen!

Liebe Grüße 
Katrin 👋

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Heimatliebe
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Die Regenbogenbrücke an der Uni – ein bunter Gruß der A40: „Willkommen in Dortmund!“

Dieses Foto ist von unserer Kollegin Anna. Sie liebt diese Brücke! Hast du auch ein schönes Foto für die WochenDOsis? Dann sende es gerne an wochendosis@funkemedien.de.

Sicher feiern! Unterwegs mit den Dortmund Guides
Stephanie Heske (Autorin)
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Die Dortmund-Guides: Sichtbar vor allem im Dunklen. 
© 2025 Roland Gorecki/Stadt Dortmund

Vom Obdachlosen, der sich einfach mal mit jemandem unterhalten möchte, über den betrunkenen Partygänger, der sich verirrt hat, bis hin zum Jugendlichen, der sich Dating-Tipps abholt: Für sie alle haben die Dortmund Guides ein offenes Ohr. „Wir sind sowas wie das Notseelsorgepflaster“, schmunzelt Jane Schering. Die 23-Jährige ist eine von rund 30 Kolleginnen und Kollegen, die an Wochenenden, vor Feiertagen und bei Events in der Innenstadt, am Westpark und rund um den U-Turm im Einsatz sind. Wir haben sie begleitet.

„Need help?“ oder „Wir begleiten dich“ steht auf den mittlerweile schon bekannten LED-Rucksäcken, mit denen die Dortmund Guides seit Mai 2022 im Nachtleben der Stadt unterwegs sind. „Ich brauch Hilfe, meine Freunde sind sch... zu mir“, quatscht ein Jugendlicher die Dreier-Gruppe, mit der Jane unterwegs ist, an der Kampstraße auf Höhe der U-Bahn-Haltestelle an. Seine Freundesgruppe steht ein wenig abseits und kichert.

Die „Dortmund Guides“ in Aktion: Hier geht's zum Video!

Ziemlich offensichtlich, dass sich die Jugendlichen einen Scherz erlauben. Dennoch lässt sich Guide Malvin Okon auf ein kurzes Gespräch mit ihm ein. Denn allen Nachtschwärmern offen zu begegnen gehört zum Konzept. Und dumme Sprüche sind sie gewohnt. Es ist Samstag, 22 Uhr, die Innenstadt ist voll. Seit einer Stunde sind sie im Einsatz.

Kurz bevor wir uns treffen, sind sie von einer etwa 20-köpfigen Gruppe Jugendlicher angesprochen worden. Während Teamleiterin Maren und Jane nach ihren Pronomen gefragt wurden und zunächst provokativ in ein Gespräch über Geschlechtsidentitäten verwickelt worden sind, hat Malvin sich mit anderen aus der Gruppe über das Thema Ausbildung unterhalten. „Jeder von uns spricht einfach eine andere Art von Leuten an“, sagt der 22-Jährige. Auch deshalb sind die Guides immer in gemischt-geschlechtlichen Teams unterwegs. 

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Nachtbürgermeister Christoph Stemann und die Dortmund-Guides
© 2025 Roland Gorecki/Stadt Dortmund

„Wir sorgen für eine Wohlfühl-Atmosphäre. Dadurch erhöht sich auch automatisch die Sicherheit“, erklärt der Student das Selbstverständnis der Guides. „Aber wir gehen auch bewusst in Richtung von Konflikten, versuchen zu deeskalieren.“ Manchmal helfe es einfach schon „dazustehen“, manchmal würden sie die Kontrahenten ansprechen, je nach Situation. 

Der Selbstschutz steht dabei an erster Stelle. Wird es wirklich brenzlig, rufen sie die Polizei hinzu. Wirklich passiert sei zwar noch nie etwas, sagt Maren Adams. Doch im Schnitt einmal im Monat komme es schon zu einer heiklen Situation. Bevor sie in den Einsatz geschickt werden, werden die Guides deshalb in Kommunikation und Deeskalation geschult. Trotzdem hat auch Maren schon einmal fast eine Faust ins Gesicht bekommen. 

Brenzlig wird es nur selten
„Es hat sich herumgesprochen: Die Dortmund Guides sind nüchtern, ansprechbar und wollen wirklich helfen.“ 
Dortmund Guide Maren Adams

Auch am Wochenende zuvor ist es zu einer gefährlichen Situation gekommen. Am Ostenhellweg habe ein älterer Mann eine junge Frau gejagt, versucht, sie einzufangen, erzählen Malvin und Jane. Einige Passanten wollten mit Gewalt dazwischen gehen. „Die haben wir davon abgehalten, haben die Polizei gerufen.“ Und auf den Mann beruhigend eingewirkt, ihn mit ruhiger und leiser Stimme in ein Gespräch verwickelt. „Er hat behauptet, die Frau sei seine Cousine, die seit zwei Monaten verschwunden sei.“ Als die Polizei eintraf, kannte er aber nicht mal den Namen seiner angeblichen Verwandten.  

„Wo kann man feiern?“ – „Wo fährt der Nachtexpress ab?“

Doch solche Szenen sind für die Guides eher die Ausnahme als die Regel. „Entschuldigen Sie, wo finde ich hier eine öffentliche Toilette?“, fragt etwa ein junger Mann die Gruppe etwas später. Weiterhelfen können die Guides da zwar nicht wirklich, weil es kaum öffentliche WCs in der Innenstadt gibt. Doch Fragen wie diese seien häufig. Ebenso wie „Wo kann man hier gut feiern?“, „Wo kann ich was essen?“ oder „Wo fährt der Nachtexpress ab?“. „Wir sind ja nicht die Polizei oder das Ordnungsamt, sondern sind auf einer Ebene mit den Menschen“, sagt Maren Adams. Während der EM hätten die Guides auch vielen betrunkenen und ziemlich verzweifelten Touristen den Weg zu ihrem Hotel gewiesen, erinnert sie sich schmunzelnd.

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Kurzum: Der Hauptteil der Arbeit der Dortmund Guides besteht aus Gesprächen und Hilfestellungen. Besonders gefragt ist auch das Tee-Mobil, das sich zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt hat. Es steht abwechselnd im Westpark oder in der Innenstadt, dort meist am Rande des Platzes von Leeds, neben den Treppen, die zu Backwerk hochführen. „Da haben wir auch wirklich schon Stammkundschaft, die immer wieder kommt“, sagt Adams. Die Themen: „Von Drogensucht bis Ausbildung ist alles dabei“, sagt Adams.  

Und sie hätten auch schon viel Aufklärung geleistet, gerade bei männlichen Jugendlichen. „Die stehen bei uns am Stand und sagen, sie wollen eine „Chica klarmachen“ und beschweren sich, dass es nicht klappen will mit einer festen Freundin“, erzählt die 26-Jährige. Wenn sie als Frau dann erklären würde, welche Möglichkeiten es gibt, ein Mädchen respektvoll anzusprechen, würde sie dabei auf erstaunlich offene Ohren stoßen. 

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Die Dortmund-Guides sind da unterwegs, wo gefeiert wird.
© 2025 Roland Gorecki/Stadt Dortmund

An diesem Abend treffen wir am Tee-Mobil den 18-jährigen Mocha. Eigentlich sieht er zu cool aus, um an einem Tee-Stand abzuhängen. Warum er hier ist? „In der Stadt ist immer viel los, hier kann man mal zur Ruhe kommen und sich mit seinen Freunden unterhalten, es ist ein schöner Treffpunkt.“ So wie er sehen das offensichtlich viele Nachtschwärmer, der Stand ist gut besucht.

Im Westpark erfüllen die Guides übrigens eine andere Funktion: Hier geht es vor allem darum, Konflikte zwischen Anwohnern und Feiernden, die sich in Gruppen im Park treffen, zu verringern. „Da geht es natürlich um Lautstärke“, sagt Adams. Hat jemand die Musik zu laut aufgedreht, intervenieren die Guides. Oft helfe es schon, auf die Position der Gegenseite hinzuweisen: „Stell dir vor, du würdest hier wohnen und willst schlafen.“ Und wenn das nicht zieht? „Zu sagen, wenn du jetzt nicht leiser machst, steht hier bald die Polizei auf der Matte, ist auch sehr wirksam“, sagt die Architektur-Studentin. 

15 Sprachen, um für alle Nachtschwärmer bereit zu sein

Rund 30 Menschen umfasst das Team der Dortmund Guides aktuell, sagt Ralf Stemann, Nachtbeauftragter der Stadt Dortmund und Initiator des Projekts. Sie sprechen insgesamt 15 Sprachen – um individuell auf die Nachtschwärmer eingehen zu können. Die Altersspanne reiche von 18 bis 70 Jahren. Die Guides werden bezahlt. Das Geld dafür stammt aus dem Programm „Neue Stärke“ der Wirtschaftsförderung Dortmund.

Zu Beginn waren Polizei und Ordnungsamt skeptisch. Das habe sich aber mittlerweile ins Gegenteil verkehrt. „Wir bekommen auch von vielen die Rückmeldung, dass ihr Sicherheitsgefühl besser geworden ist, seit wir unterwegs sind“, sagt Maren Adams.  „Es hat sich herumgesprochen: Die sind nüchtern, ansprechbar und wollen wirklich helfen.“

Wie (un-)sicher fühlst du dich in Dortmund – und warum? Schreib uns deine Meinung an: wochendosis@funkemedien.de

Weniger nächtliche Einsätze
„Wenn sich alle gehört fühlen, sind die Nutzerkonflikte plötzlich verschwindend gering.“
Nachtbeauftragter Christoph Stemann

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Dortmunds Nachtbürgermeister ist eine „Klebstoffstelle zwischen Clubs und Verwaltung
Die Zahlen geben Nachbürgermeister Christoph Stemann recht. Das bestätigt die Polizei in einer Auswertung der ersten Projektphase der „Dortmund-Guides“. Sie hätten dazu beigetragen, dass „sich die Einsatz- und Beschwerdelagen an Treffpunkten  wie dem Westpark, der Möllerbrücke oder dem U-Turm verringert haben.“ Stemann spricht von 40 Prozent weniger nächtlichen Einsätzen, seit die Guides unterwegs sind. Ein Erfolgsmodell?

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Das Wichtigste in 1000 Zeichen

🙁 Eine schreckliche Nachricht hat uns diese Woche aus der Nordstadt erreicht: Eine 13-Jährige ist bei einem Sturz aus dem Fenster oder vom Laubengang eines Mehrfamilienhauses ums Leben gekommen.
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🚊 Bus statt Bahn: Vom 18. bis 28. September 2025 fahren die Bahnen zwischen den Haltestellen „Franz-Zimmer-Siedlung“ und „Eisenstraße“ im Norden Dortmunds nicht.
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🗳 Falls du unsere ExtraDOsis zur Wahl verpasst hast, empfehlen wir dir  wärmstens die Analyse von Tom. Hier bekommst du einen guten Überblick über die gelaufene Wahl und einen Ausblick auf die Stichwahl in knapp zwei Wochen.
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📊 Und in diesem Artikel findest du die Zahlen der einzelnen Wahllokale und kannst direkt schauen, wie bei dir in der Nachbarschaft gewählt wurde.

DOppelt schmeckt besser!
Gastro-Check in der „Goldknolle“
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Super Veggie-Schnitzel und leckere Pommes in der „Goldknolle“
© 2025 FUNKE Mediengruppe

🍟 Diesmal gibt's Pommes. Britta und Stephie haben für unsere Gastro-Kolumne einen Tipp aus unserer Community getestet – die „Goldknolle“ an der Saarlandstraße. 4,8 Google-Sterne lassen sich sehen! Die Speisekarte ist zwar sehr begrenzt, aber wir sind ja auch in einem Imbiss: Statt großer Menüs gibt es Currywurst, Ofenkartoffeln und Hausmannskost. Viel Platz ist auch nicht, immerhin stehen draußen ein paar Tischchen.

🌭 Das Besondere: Alle Fleischgerichte gibt es auch in vegetarisch. Stephie ist zwar kein großer Fan von Fleischersatz-Produkten, bestellt aber das Veggie-Schnitzel. Und das ist wirklich gut! An den (oft selbstgemachten) Soßen und Dips scheiden sich allerdings ihre Geister: Stephie findet sie nur ok, Britta sehr lecker. Den kompletten Goldknollen-Check liest du hier.

Stadtgeschichte(n)
Vom Café Monopol zum Oma Doris
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Einer der letzten mondänen Altbauten in der Dortmunder Innenstadt (hier um 1935).
© Stadtarchiv Dortmund

☕ Café Metropol, Café Vaterland, Tanzcafé Hösl, City Tanzcafé, Oma Doris – der mondäne Altbau am Eingang zur Brückstraße hatte viele Namen. 1897 baute die Verlegerfamilie Ruhfus das Haus als Firmensitz. Das Gebäude gehört ihnen noch immer, aktuell wird es renoviert.

💃 Seit 130 Jahren geblieben ist die erste Etage als Ort gepflegter Zusammenkunft: Mindestens bis 1915 als „Café Metropol“ (Tanzcafé), bis zum Zweiten Weltkrieg als „Café Vaterland“ (klassisches Kaffeehaus). Im Krieg blieb das Gebäude verschont – obwohl auf Dortmund der schwerste Luftangriff des gesamten Krieges in Europa niederging.

🎵 Die Zeit danach ist unklar. Friedel Hösl soll dort eine Tanz-Gastronomie betrieben haben. Das passt zum späeren Namen: 1976 eröffnete Doris Schulenkorf das „Tanzcafé Hösl“ mit Tanzfläche, Sitzecken und Tischtelefonen, um (Un-)Bekannte dezent zum Tanz aufzufordern. Seit 2012 betreibt Schulenkorfs Enkel Ben Bolderson den Club als „Oma Doris“ weiter, der 2025 als „Bester Club“ Dortmunds ausgezeichnet wurde.

Tipps fürs Wochenende
Erst Kindertag, dann Museumsnacht

👨‍👧‍👦 Samstag, 20. September: Der Westfalenpark feiert Weltkindertag! Mit vielen Bastelstationen, Mitmachaktionen, Workshops, Musik und Show wird die Fläche rundum das Regenbogenhaus zur bunten Erlebniswelt. 13-17 Uhr, Parkeintritt 4,50 Euro

🎨 Samstag, 20. September: Bei der 25. Museumsnacht ist das Programm besonders spannend. Mehr als 40 Kulturorte bieten ein volles Programm – vom großen Naturkundemuseum über die Polizei und den Jazzclub domicil bis zum Karnevalsmuseum. Das komplette Programm gibt es hier.

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